Im Einsatz fürs Zuhause der Vielfalt

Ein Zuhause für die Vielfalt
... ist das Tübinger Studierendenwohnheim Professor-Rebel-Haus, kurz „Rebel-Haus“, schon immer. In insgesamt 58 Wohnungen leben Menschen aus aktuell 28 Nationen, darunter auch einige Familien und Alleinerziehende mit Kind.

Carmen Steffan, seit sechs Jahren 1. Vorsitzende des Trägervereins des Studierendenwohnheims,  engagiert sich komplett ehrenamtlich. "Ein Unikum in Tübingen“, meint sie. Und vermutet, dass es in ganz Deutschland kaum andere Studierendenhäuser geben dürfte, die ehrenamtlich geführt sind.

Carmen Steffans Engagement speist sich aus der Haltung, die schon die beiden verstorbenen Gründerinnen des Trägervereins, die Tübinger Landgerichtsdirektorin Hedwig Maier und die Stadträtin Ursula Zöllner vermittelt haben. Insbesondere letztere ist Carmen Steffan Vorbild: "Soziale Gerechtigkeit und Vielfalt zu schaffen, das war ihr Antrieb."

Ein Symbol für Vielfalt und soziale Gerechtigkeit ist auch das Markenzeichen des Hauses, die integrierte Kindertagesstätte*.
"Herzlich Willkommen" steht nicht nur auf Deutsch, sondern auch in weiteren Sprachen auf der Eingangstür zur Eichhörnchengruppe.

Bis zu 10 Kinder - ob von extern oder aus dem Studierendenhaus - können hier betreut werden. An der Möglichkeit einer Betreuung hängt gerade für Alleinerziehende oft, ob sie überhaupt studieren können.

Kita-Plätze sind in Tübingen gefragt.
Mihaela Andrei (29), Psychologie-Studentin, alleinerziehende Mutter von 3-jährigen Zwillingen und aktuell Mieterin im Rebel-Haus, kann das bestätigen. Auch sie sucht Plätze für ihren Nachwuchs. Und weiß sofort von weiteren Müttern in Tübingen, denen es ebenfalls so geht. Aktuell versucht Mihaela Andrei ihren Betreuungsbedarf teilweise über eine Tagesmutter abzudecken. Aber das reicht nicht aus, um gerade jetzt vor Abschluss des Master-Studiums neben dem notwendigen Nebenjob noch ausreichend Zeit zum Lernen zu haben.

Tatiana Leale (32), angehende Erzieherin aus Kamerun, deren Mann an der Tübinger Universität beschäftigt ist, schätzt die keine Kindertagesstätte sehr. Zwar wird keines ihrer Kinder dort betreut, aber ihr jüngster Sohn spielt am Nachmittag oft mit den Kindern aus dem Haus auf dem Spielplatz. "Nirgendwo sonst herrscht so viel Offenheit wie bei den Kindern hier", sagt sie, "keiner muss sich fremd fühlen!"

* aktuell (Stand April/Mai 2023) ist noch unklar, wie es mit der bisher von der Stadt geführten Kindertageseinrichtung weitergeht. Die Stadt, Mieterin und Betreiberin der im Rebel-Haus integrierten Betreuungseinrichtung, plant im Zuge der allgemeinen Ku•rzung von Öffnungszeiten in den städtischen Kitas wohl die Umverteilung der Rebel-Haus-Kita-Kinder auf andere Einrichtungen. Der Trägerverein des Rebel-Hauses kämpft darum jetzt um den Erhalt der Kindertagesstätte. "So ein Angebot darf nicht verschwinden", sagt Carmen Steffan, 1. Vorsitzende, "bevor hier in der Kita ganz das Licht ausgeht, organisieren wir das Angebot womöglich sogar selbst."